In aller Känguruhe

10.2.07

Zum letzten Mal



Der gestrige Tag war ein Besonderer für mich, da ich nach 3 1/2 Monaten zum allerletzten Mal früh aufstehen musste, um zum Busbahnhof an der Wynard Station zu gehen, von wo aus ich mit dem Bus eine Stunde, über die Harbourbridge und am Operahouse vorbei, durch die nördlichen Vororte Sydneys bis nach Warriewood fuhr, wo ich nach 20-minütigem Marsch dann bei der Land & Sea Company ankam. Zum letzten Mal habe ich mich bei der Stempeluhr eingestempelt und dann den Tag damit verbracht, Schwimmflossen, Taucherbrillen, Neoprenanzüge, Schnorchel, Surfboards und allerlei andere Tauch- und Surfartikel zu verpacken und an verschiedene Sportgeschäfte in ganz Australien, Neuseeland, den Fidji-Inseln und weiter sogar bis nach Afrika zu versenden. Am Abend dann habe ich mich zum letzten Mal ausgestempelt, den Bus 1 1/2 Stunden zurück in die Stadt genommen, um erschöpft nach Hause zu laufen.

Als ich dort angefangen habe waren wir vier Backpacker und zu zweit in der Packabteilung. Als das Sommer-und Weihnachtsgeschäft im November losging, und da - wie ihr euch vorstellen könnt - Surfboards hier beliebte Weihnachtsgeschenke sind, bekamen wir richtig viel zu tun und auch Zuwachs: zwischenzeitlich waren wir bis an die 20 Backpacker aus verschiedenen Nationen (hauptsächlich Deutschland und Schweden) plus die fest angestellten Australier oder Neuseeländer, die im Lagerhaus oder in der Packabteilung (dort mit sieben Leuten) beschäftigt waren. Am Ende waren wir wieder nur vier Backpacker und davon zwei am Packen.


Auf dem Bild sind v.l.n.r. Anett (DK), Wibke (D), Anna (DK), Tyra (GB), Sönke (D), Melanie (D), Daniel (D) zu sehen, mit denen ich am längsten, nämlich über einen Monat, zusammengearbeitet habe.

Ich habe es dort tatsächlich am längsten von meinen Kollegen ausgehalten. Manche hatten schon nach einem Tag die Schnauze voll, andere sind nach ein paar Wochen weitergereist oder haben sich etwas anderes gesucht. Die Company an sich ist vergleichsweise ziemlich klein und könnte sich noch mehr Personal sparen, wenn sie ein effizientes Logistiksystem einführen würden. Es ist für Deutschland unvorstellbar durch wie viele Hände hier ein Produkt von der Ankunft an irgendeinem Lagerhaus geht, nachdem es zigmal umgestapelt und weitertransportiert wurde, auf Paletten, dann in Regale verräumt wird um letztendlich verpackt zu werden und dann noch 3-5 weitere Schritte durchläuft bis es von verschiedenen Kurieren abgeholt wird...Trotzdem nimmt der Chef sich und seine Firma sehr wichtig, fährt zwei verschiedene Porsche, sucht und findet immer etwas, meist Lächerliches, über das er sich bei uns Arbeitern beschweren kann, beobachtet immer aufmerksam seine Bildschirme der Überwachungskameras und motiviert seine Angestellten mit Schildern wie "Don't be part of the problem, be part of the solution!" oder "If in doubt, ask the RIGHT person!" und "Error free zone!", mit denen die Wände vollgeklebt sind. Aber wenn man sich von Anfang an eine gewisse Gleichgültigkeit ihm gegenüber aneignet, ist es dort ganz gut auszuhalten, denn es gibt sehr nette Kollegen und wir haben viel gelacht, auch wenn es immer wieder kleine Streitereien wegen der Musikauswahl gab, und man lernt viele neue Leute aus allen möglichen europäischen Ländern kennen.


Simon, Addy und Rob, die Festangestellten, mit denen ich täglich zu tun hatte.

So haben wir es also geschafft durch die stressigsten Zeiten zu kommen, in denen man immer wieder zu schnellerem Arbeiten angetrieben wurde, durch Tiefpunkte, in denen fast keine neuen Aufträge reinkommen und man in seiner Verzweiflung zum zehnten Mal den Boden fegt oder das Kartonlager aufräumt, um den Anschein zu erwecken "busy" zu sein; ich habe mitbekommen, wie Leute gefeuert wurden und neue kamen, wir haben geholfen die Firma vor dem Ruin zu retten, als sowohl nach den Weihnachtsfeiertagen als auch nach Silvester das gesamte Lagerhaus unter Wasser stand, dank eines Lochs im Dach, und wir mit allen zur Verfügung stehenden Plastikbehätern hereinströmendes Wasser auffingen bis ein Teil des Dachs dann völlig einbrach und wir mit Handtüchern und Wischmops auf dem Boden rumkriechen mussten und danach alle Produkte aus dem Lager ausräumen und wir haben höchstpersönlich drei Tage lang aufgeräumt, Fenster geputzt, Wände gereinigt, Staub gesaugt und gefegt, um einem der wichtigsten Kunden eine saubere Firma zu präsentieren.
Die ersten paar Wochen war ich nach der Arbeit sehr erschöpft, hatte Rücken- und Fußschmerzen, doch mit der Zeit habe ich mich an die Art von Arbeit gewöhnt und sogar in den wenig verbleibenden Stunden nach der Arbeit noch Sachen auf die Reihe bekommen.
Jeden Freitag gab es für zwei Dollar Barbeque und immer wenn jemand Geburtstag hatte wurde die Arbeit für fünf Minuten eingestellt, um ihm ein Liedchen zu singen und Kuchen zu essen. Sogar ein Bonussystem haben sie eingeführt, bei dem man, nachdem sich eine mutige Dänin für uns alle eingesetzt hatte, sogar die Chance hatte, hin und wieder ein paar Dollar extra zu verdienen, wenn man eine bestimmte Grenze an Output an seiner Bank geschafft hat.
Ich hatte also 3 1/2 Monate einen sicheren und regelmäßigen Job und konnte mir sogar etwas Geld ansparen, das für die Weiterreise am 22.Februar sehr hilfreich sein wird.

Labels: , , ,

16.1.07

Arbeit Arbeit

Ganz eifrige beobachter der Karte werden vielleicht seit einigen Tagen einen neuen Punkt bemerkt haben. Die Firma Technicolor ist momentan der südlichste Punkt auf der Karte und außerdem mein neuer Arbeitgeber. Ganz normale Fließbandarbeit, gut bezahlt, langweilig, aber viel besser als jeden Tag Jobsuchen und nichts dabei verdienen. "Meine" Schicht dauert von 3pm - 11pm, also komm ich mitten in der Nacht heim, was für Annika bedeutet, dass sie jedesmal den Wecker stellen muss und die Tür aufmachen. Wir haben nur einen Wohnungs"schlüssel" (Code-Karte) und uns ist noch keine andere Lösung eingefallen. Da sie morgens um halb 7 aufstehn muss, besteht unsere derzeitige Konversation hauptsächlich aus "gute Nacht" und "Moin", der Rest muss über Zettel gehn.

Endlich wieder regelmäßig arbeiten. Ich hoffe, es bleibt eine Weile bestehen, denn als sogenannter "casual" Arbeiter ist man immer sehr unsicher (man erfährt am Ende einer jeden Schicht, ob sie einen morgen sehn wollen oder nicht. Wenn nicht, ist es sehr schwierig wieder reinzukommen.). Überstunden und Wochenend-Arbeit sind eine besondere Ehre für die Mitarbeiter (weil man dafür doppelt bezahlt wird); ein interessantes Gefühl.

Labels: , ,

8.1.07

Arbeit

So. Besser kann's kaum noch werden. Hab letzte Woche einen kleinen Gestaltungs-Auftrag bekommen. Flyer und Broschüre für eine australische Tour-Führerin. In Sydney im eigenen Appartement am Notebook Flyer für eine Outback-Tour gestalten ... klingt doch wie aus der Werbung. Und dafür auch noch gut bezahlt werden. Irre! Ist jedenfalls fertig, sie war happy und wird mich an ihre Freundin weiterempfehlen (als Gestalter!).



Nachdem mich inzwischen mehrere von euch eher mitleidig angesprochen haben, mir sogar gewünscht haben, dass "die Zeit in Australien auch angenehme Seiten bietet" und ich mir heute schon wieder überlegt hab, ob ich "das mit der Broschüre" überhaupt hier in den Blog schreiben soll, muss ich mein Reisegefühl mal ins rechte Licht rücken: Die erfolglose Arbeitssuche ist ein leidiges Thema. Dass dieses Reise-Tagebuch wohl offensichtlich etwas zu voll davon geworden ist, bedeutet aber nicht, dass das alles ist. Grundsätzlich ist alles voll von schönen Eindrücken und Erfahrungen, die man schriftlich nicht festhalten kann. Was wir festhalten, sind nur ein paar Eckpunkte; seien sie nun positiv oder negativ. Seid also gewiss: Es geht mir, uns, sehr sehr gut, hier!

Labels: , ,

11.12.06

Wieder eine neue Erfahrung

"Den Job geschmissen", wie man so schön sagt. Hätte nicht gedacht, dass ich sowas mal aus Frust mach, ohne Alternativen in Aussicht. Nachdem er mir aber die Sonntage, die Mittagspausen und die Nächte versaut hat und ich die Zeit über gereizt und schlecht drauf war, besann ich mich irgendwann darauf, dass ich erstens nicht um jeden Preis Geld verdienen will und zweitens ohnehin dort völlig unterbezahlt bin. Die rechnen bei ihren Backpackern schon damit, weil sie ja wissen, dass die Bezahlung miserabel ist. Aber da in der Hochsaison die Stadt eben voll von Backpackern ist und die alle Jobs suchen, können sie sich sowas leisten. Hab mich natürlich vom Chef beim Billard vorher noch aufn Bier einladen lassen. Nicht dass ich es so geplant hätte, aber im Nachhinein freut's mich.

Hab inzwischen endlich eine ausreichend billige Wegwerf-Gitarre gefunden. Ich hoffe, ich trau mich demnächst mal damit auf die Straße. Momentan regnet's. Bisher ist der Sommer erträglich. Hatte mich ja schon vor 45 Grad gefürchtet. Sonnenbrand gab's aber trotzdem schon nen leichten. Hatte einen kurzen Promotional Job. Musste dabei auf der Straße Leute ansprechen und überreden, meine Finanz-Umfrage mitzumachen, bei der sie nicht nur ihren Monatsverdienst, sondern auch Name, Adresse, Telefonnummer und so weiter angeben mussten. Hart. Das kann ich jetzt immer machen, wenn ich nix zu tun hab. Man braucht aber 10 vollständig ausgefüllte Bögen um überhaupt bezahlt zu werden. Abzocker, allüberall auf den Tannenspitzen. Übrigens alles aus Plastik hier. Aber jede Menge davon.

Annika's Job läuft ganz normal weiter, man hat dort seit einiger Zeit sogar ein Bonus-System eingeführt, so dass sie, wenn's gut läuft, immer noch Extra-Geld dazu bekommt. Zwei ihrer Arbeitskollegen waren am Wochenende zum Grillen mit uns aufm Dach und auch Dani und Elli, die Beiden, die wir hier fast seit dem ersten Tag kennen, waren wieder dabei. Zum Kartenspielen war's diesmal allerdings zu windig.

Labels: , ,

11.11.06

Mein erster Payslip!

Nein, Rainer, das hat nichts mit einem Striplokal zu tun. Det is ne Lohntuete. Und da waren rund 350 Dollar drin. Die sind jetzt auf meiner Bank. Und meine Bankkarte ist inzwischen auch per Post eingetroffen. Die hatte ich verloren. Argh ... nach einer Woche. Und einen neuen Job hab ich auch. Mein Ruecken bessert sich, gewoehnt sich an die Art von Arbeit. Die ist erheblich leichter und dafuer auch erheblich schlechter bezahlt. Nuja, dafuer mitten in der City im Queen Victoria Building mit netten Kollegen in einer Haushaltsdiscounterkette namens Victoria's Basement. Nine to five (neun Uhr morgens bis fuenf Uhr abends) von Montag bis Samstag. Sundays off (Sonntags frei). Ist ein kurzes Wochenende, aber so verdien ich in einer Woche immerhin fast so viel wie Annika (die mich gerade nachdruecklich auf ihre Fahrtkosten hinweist, die bei mir ja fast wegfallen).
Jenuch. Wie immer gilt:
Wer mehr wissen will, soll mailen.
Ist momentan einfach wenig Internet-Zeit in der Woche und so kommen wir meist nur dazu, bereits eingetroffene Mails zu beantworten.

In unserer neuen Wohnung, in die wir ab Mitte November einziehen werden, haben wir dann Internetzugang aufm Zimmer, dann gibts vielleicht auch mal persoenlichere Mails. Die Wohnung ist schoen mit genialer Dachterrasse mit Blick auf die City, Swimmingpool und Fitnessraum (wie das bei den Appartmenthaeusern hier so ueblich ist), einer grossen Kueche (Annika sagt sie ist nicht gross) und Bad, was wir uns mit drei Asiaten teilen. Freu mich schon drauf.

Labels: , ,

2.11.06

job lost

vermutlich.
seit dem Wochenende hab ich Rueckenschmerzen. dachte dann, es wuerde besser, weil ich mich an die Art von Arbeit gewoehne. Nix wars. Dienstag auf Mittwoch Nacht hab ich kaum geschlafen, wegen meinem Ruecken. Auf zureden von Annika und mit Gedanken an Thommy, der mir fuer diese Unvernunft vermutlich back in Germany den Kopf abgerissen haette, hab ich dann gestern morgen mit den nicht sehr ... ich will hier nicht viel ueber die firma schreiben, wer mehr wissen will, schreibe mir ne Mail ... Vorgesetzten gesprochen, die mich fuer den Rest des Tages mit Kinderjobs versorgten (light duty). Heute morgen war ich beim Arzt. ICH. Beim ARZT. Naja, es ist KEIN Bandscheibenvorfall, das freut mich. Nu bin ich bis Montag aerztlich auf light duties gesetzt und werde dann nochmal anrufen muessen. Ich hoffe, ich finde schon vorher eine neue Arbeit.

Labels: , ,

28.10.06

Immer noch keine Post

Wochenende.
Blaue Flecken und Kratzer von stapelweise Schwimmflossen, Neoprenanzuegen, Gummischuhen, Taucherbrillen und Surfboards in Kisten verpackt.
Pappschachtel mit Hilfe der "Tapegun" zusammenbauen, gewisse Anzahl an Sportartikeln scannen und platzsparend reinpacken, zutapen, Plastikbaender drumrumschweissen, Papier-und Computerkram nicht vergessen und mit Stickern fuer den Paketdienst versehen. Acht Stunden am Tag von Montag bis Freitag unter Kameraobservation, die natuerlich nur dazu dient, eine Unterrichts-DVD herzustellen. Kann es einen abwechslungsreicheren Job geben? Jep.
Daniel ist jetzt auch bei der gleichen Firma, aber keine Sorge, samstags haben wir noch Zeit hier zu posten. Er ist allerdings im Lager, wo er noch mehr schleppen muss als ich. Ausser uns sind noch zwei deutsche, zwei schwedische und zwei daenische Backpacker dort. Die Angestellten sind relativ nett. Leider ist es etwas ausserhalb Sydneys und dort finden wir einfach keine Wohnungsangebote, aber vielleicht ja hier in der City, jedenfalls schauen wir uns nachher eine schoen gelegene (nahe bei Darling Harbour und Fischmarkt) an. Und ich will Kuchen essen.

Labels: , ,

25.10.06

Job attack

Von den im WTC-Office vorab angekuendigten sommerlichen Jobflauten ist nicht viel zu spueren. Annika hat das grosse Los gezogen (vermutlich). Waehrend ich hier schreibe ackert sie ihren ersten Arbeitstag im Lager eines Sportgeschaeftes ab. 3 Monatsjobs wie dieser sind selten, hier. Vor allem solche, die ueber Weihnachten weitergehn UND einigermassen gut bezahlt sind. Man darf gespannt sein, was sie erzaehlen wird, heute Abend. Schreiben koennen wird sie in naechster Zeit jedenfalls nicht. Wer auf Mails wartet, muss sich vermutlich bis zum Wochenende gedulden (unser Wochenende beginnt gluecklicherweise 9h frueher als eures).

Mein Job ist dagegen nur fuer den naechsten Monat und auch nur gelegentlich - je nach Auftragslage. CDs und DVDs verpacken. Heute morgen war ein 2stuendiges Vorgespraech. Ab sofort kanns damit losgehn. Und zwischendrin kann ich trotzdem Gelegenheitsjobs annehmen.

Wohnungen sind recht selten hier, wie uns bisher scheint. Oder schweineteuer. Die naechsten 3 Tage wohnen wir in besagtem Hostel namens Great Aussie Backpackers in einem recht großen Zimmer mit Kueche und Bad. Danach in einer Art Pension, dem Olympic Hotel, fuer relativ billig, etwas weiter ausserhalb, gegenüber vom Football Stadium und dann wieder ohne eigenes Bad und Kueche.

Soweit die Neuigkeiten ... (hier hats heut GEREGNET! Gibts schon Frost in Deutschland?)

Labels: , ,